Do's und Dont's bei der Straßenumfrage

von Julez

 

„Leute interviewen? Das ist doch einfach!“

 

Sicher, mit ein bisschen Übung und Tatendrang kann es sogar richtig viel Spaß machen. Aber aller Anfang ist nun mal etwas knifflig und nicht jeder schafft es auf Anhieb, ein perfektes Interview zu führen. Noch dazu mit einem Fremden! Deshalb sind in diesem Eintrag einige Tipps und Tricks für euch zusammengestellt, mit denen eure erste Umfrage bestimmt ein Erfolg wird. Viel Spaß beim Entdecken!

 

Ihr habt ein interessantes Thema gefunden und wollt eine möglichst breite Meinung dazu? Dann ist eine Straßenumfrage genau das richtige! Bevor ihr allerdings begeistert mit dem Mikro und einem Aufnahmegerät loszieht, solltet ihr euch gründlich über das Thema informieren. Ihr wollt ja sicher vermeiden, bei einer Rückfrage ahnungslos zu sein, stimmt‘s?  

Am besten recherchiert ihr also vorher und notiert euch die wichtigsten Infos auf einer handlichen Karteikarte. Anschließend überlegt ihr euch ein paar Fragen. Idealerweise beginnt ihr mit der Eröffnungsfrage: „Haben Sie/ Hast du kurz Zeit für ein Interview?“ Die Ansprache variiert dabei je nach dem Alter des Passanten. Bei jungen Erwachsenen solltet ihr auf Nummer sicher gehen und trotzdem Siezen, damit sie sich nicht beleidigt oder unwohl fühlen. Wollt ihr allerdings vermeiden, dass die Person ablehnt, dann könnt ihr sie auch gleich direkt nach eurem Thema fragen. Manche Menschen lehnen Interviews aus Prinzip ab und mit diesem kleinen Trick gibt man ihnen keine Gelegenheit dazu.

 

Wenn ihr eure Fragen dann fertig habt (am besten auch schon in einer sinnvollen Reihenfolge), kann es auch praktisch losgehen! Am besten seid ihr am Anfang mindestens zu zweit unterwegs, das macht den Umgang mit dem Equipment leichter. Einer nimmt das Mikrofon, der andere setzt sich die Kopfhörer auf und kümmert sich um das Aufnahmegerät. Ihr solltet vorher mindestens einmal eine Testaufnahme gemacht haben, damit ihr mit den Geräten vertraut seid. Wichtig ist vor allem, an möglichst ruhigen und windstillen Orten aufzunehmen.

Es ist ziemlich ärgerlich, ein tolles Interview nicht verwenden zu können, weil der Straßenlärm das Gespräch übertönt. Achtet daher auf eure Umwelt und sucht euch Orte, die sich nicht direkt an einer Kreuzung oder in der Nähe einer lauten Menschengruppe befinden. Eine optimale Atmosphäre erspart euch später bei der Bearbeitung lästige Schritte.

 

Ihr seid also nun draußen unterwegs und haltet Ausschau nach eurem potenziellen ersten „Interviewopfer“. Dabei solltet ihr eine ungefähre Zielgruppe im Kopf haben, die von eurem jeweiligen Thema abhängt. Sucht ihr eher ältere oder jüngere Menschen, eine bestimmte Berufsgruppe oder Personen, die einer anderen Kultur angehören? Überlegt euch, wie ihr eure Zielgruppe am besten erkennt oder wo sie besonders häufig anzutreffen ist. Jedoch solltet ihr trotz eurer Kriterien versuchen, eine breite Masse zu befragen. Andernfalls können die Antworten zu einseitig oder nicht aussagekräftig genug sein. Achtet deshalb gedanklich darauf, wie viele Männer, Frauen oder Jugendliche ihr beispielsweise schon befragt habt.

 

Was macht ihr nun, wenn ihr den perfekten Passanten gefunden habt? Zugreifen! Bloß keine Scheu, die meisten Leute sind wahrscheinlich nervöser beim Interview als du. Versuche daher, offen auf sie zu zugehen und zu lächeln. Ein freundliches Gesicht bricht schnell das Eis und stimmt dein Gegenüber positiv. Oft lässt sich bereits an der Körpersprache erkennen, ob jemand bereit ist, seine Zeit zu opfern. Hat es jemand eilig? Schaut er auf die Uhr oder sein Smartphone? Wartet er auf jemanden? Beobachtet eure Mitmenschen genau und entscheidet aus dem Bauch heraus, wen ihr befragen wollt. Oft legt man seine Gesprächspartner nach der Sympathie fest. Seid jedoch nicht zu wählerisch, manchmal täuscht die Fassade und euch entgeht dadurch ein wertvolles Interview.

 

Hat der erste Passant dann eingewilligt, ein paar Fragen zu beantworten, könnt ihr schon mal stolz auf euch sein. Die erste Hürde ist überwunden: einen Fremden ansprechen. Für viele ist das nicht so einfach, doch jeder fängt einmal klein an. Vertraut auf euren Partner und vor allem auf euer eigenes Können. Habt ihr einmal den Dreh raus, fühlt ihr euch gleich viel besser und geselliger. Auch ich war immer wieder überrascht, was für nette und interessante Menschen man bei einer Umfrage kennenlernen kann. Meistens entwickelt sich das Gespräch von selbst. Ihr stellt die ersten Fragen und erhaltet hoffentlich gehaltvolle Antworten. Sollte es einmal nicht so flüssig laufen, nicht verzagen!

Ihr müsst euch nicht zwingend an die festgelegte Reihenfolge der Fragen halten. Manchmal beantwortet ein Passant gleich mehrere auf einmal oder euch fällt spontan eine neue Frage ein. Ihr könnt gerne improvisieren und euch ausprobieren. Versucht doch mal, auf die Antworten eures Gegenübers einzugehen. Dadurch geht das Gespräch leichter und fühlt sich weniger nach sturem Abfragen an. Auch der Befragte wird sich dadurch wohler fühlen. Ihr solltet allerdings beachten, nicht zu weit vom ursprünglichen Thema abzuweichen. Wenn ein Befragter zu weit ausholt oder ganz vom Thema abkommt, versucht ihn freundlich zu unterbrechen.

 

Habt ihr ein Interview erfolgreich [oder zumindest ansatzweise ;) ] abgeschlossen, vergesst nicht, es abzuspeichern. Kleiner Tipp: Legt für jede Befragung eine neue Datei an, das erleichtert später das Sortieren und das Schneiden. Weiterhin solltet ihr immer darauf achten, dass euer Aufnahmegerät geladen ist, und gegebenenfalls Ersatz-Akkus einstecken. Bei meiner ersten Umfrage war ich etwas unvorbereitet und nicht vertraut mit dem Equipment. Das Aufnahmegerät funktionierte nicht – oder besser gesagt, ich wusste nicht WIE es funktionierte.

Daher nochmal der Tipp: Probiert alles vorher aus. Wenn ihr euch gründlich mit eurem Thema befasst habt, kann nicht viel schiefgehen. Und wenn doch: Anfängerfehler gehören dazu. Beim nächsten Mal habt ihr daraus gelernt und mit jedem Interview werdet ihr sicherer werden, sowohl im Umgang mit den Geräten als auch in der Art und Weise, wie ihr Fragen stellt.

 

Für mich ist die Umfrage mitten im Getümmel immer das Schönste, man ist aktiv im Geschehen dabei, macht neue Bekanntschaften und ist noch dazu an der frischen Luft. Ich hoffe, allen jungen Entdeckern da draußen wird dieser Eintrag nützlich sein. Ich wünsche euch viel Spaß und reichlich Erfolg auf der Jagd nach Antworten. Auf geht's!

 

Eure Julez aka Julia

 

 

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